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Fanny Thornton

Das zweite Kind von Hannah Thornton und damit die jüngere Schwester von John.

Fanny kann sich nicht an die Zeit der Entbehrung erinnern, die sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach dem Tod des Vaters durchlebte. Sie ist geprägt von dem relativen Luxus, den der Fleiß ihres Bruders der Familie in den späteren Jahren ermöglichte. Da sie nicht an dessen Erwirtschaftung beteiligt war, hält sie ihn für selbstverständlich und geht mit einer gewissen Anspruchshaltung durchs Leben. Weil sie nie Verantwortung tragen musste, denkt sie kaum an andere Menschen oder gewichtige Themen. Sie ist damit zufrieden, sich mit Äußerlichkeiten, wie modischen Kleidern, und schöngeistigen Dingen, wie Klavierspielen, zu beschäftigen. Doch auch in diesen Bereichen besitzt sie keine besonderen Ambitionen.

Gaskell setzt Fanny bewusst als Gegenpol zu Margaret ein. Fanny spielt beispielsweise schlecht Klavier, übt auch nicht sonderlich ernsthaft, meint aber, sie sei Margaret in diesem Punkt überlegen. Margaret hingegen gibt das Klavierspielen schweren Herzens auf, weil sich die Familie das Instrument und die Umzugskosten nicht leisten kann, und sagt bescheiden, sie habe ohnehin nicht besonders gut spielen können. (Der Leser ist geneigt zu glauben, dass Margaret sehr viel besser spielen kann als Fanny.) Margaret macht das Beste aus der Situation und befasst sich mit Tätigkeiten, die "erschwinglich" sind. Sie liest Dantes Göttliche Komödie in der Originalfassung, was sicher einer enormen Anstrengung bedarf, zu der sich Fanny nicht überwinden könnte.
Durch ihre Funktion als Gegenpol Margarets wird Fanny als einzige Figur einseitig porträtiert und bekommt nicht zum Ausgleich liebenswerte Eigenschaften zugeschrieben. Damit macht Gaskell, die ansonsten sehr darauf bedacht ist, den Charakteren des Romans eine psychische Ausgewogenheit zu verleihen, hier eine Ausnahme. Der Leser kommt nicht umhin, Fanny als verzogen und kindsköpfig zu betrachten, und wünscht ihr förmlich eine Gelegenheit, zu wachsen und zu reifen.