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Das Meer

Weder Margarets Geburtsort, Helstone, noch ihre spätere Heimat wider Willen, Milton, liegt am Meer. Jedoch unternimmt die Romanheldin zwei Reisen an kleine Badeorte. Der erste ist Heston, den sie in Kapitel 7 zusammen mit ihren Eltern und Dixon aufsucht. Der Plan besteht darin, dass sich Maria in Dixons Obhut erholt, während sich Margaret mit ihrem Vater in Milton auf Haussuche begibt. Doch bevor sich Letztere dieser anstrengenden Aufgabe widmen, verbringt die Familie einige Tage in einer kleinen Pension. Obwohl Margaret bereits bei ihrer Ankunft in Heston bemerkt, dass hier im Norden auch das Landleben effizienter und geschäftiger abläuft als im Süden, genießt sie die Ruhe und Beschaulichkeit nach dem Schock und den Anstrengungen der letzten Wochen. Sie schnuppert die Seeluft an der sandigen Küste, nimmt das Meer mit allen Sinnen wahr und lebt ganz im Hier und Jetzt. Für eine Weile hört sie auf, zu planen und zu organisieren, und wird zur bloßen Betrachterin. Das Meer mit seiner Weite und dem regelmäßigen Geräusch der heranrollenden Wellen hilft ihr dabei, wieder einen ruhigeren Rhythmus zu finden.
 

Margarets zweite Reise an die See erfolgt erst in Kapitel 49, als sie wieder bei den Shaws lebt. Margaret hatte davon geträumt, ihren Bruder in Spanien zu besuchen, doch nun begleitet sie ihre Tante und ihre Cousine nach Cromer an der ostenglischen Küste. Wohl oder übel findet sie sich mit der Situation ab und macht das Beste daraus. Während ihre Verwandten viel unterwegs sind, sitzt Margaret stundenlang allein am Strand, starrt auf das Meer hinaus und denkt nach. Auch hier kommt wieder die beruhigende Wirkung des Meeres zum Tragen. In der meditativen Stimmung, in die sie die ewige Bewegung des Ozeans versetzt, kann sie Abstand von den Ereignissen in ihrem Leben nehmen und sie besser einordnen, kann ihnen einen Sinn zuweisen. Auf diese Art verarbeitet sie im Laufe vieler Tage den hinter ihr liegenden Lebensabschnitt und fasst bewusst Entschlüsse für die Zukunft. In der Einsamkeit des Strandes kann sie sich ganz auf sich selbst konzentrieren und ihre Mitte finden. Ihre lebhafte Cousine missdeutet Margarets Gemütsverfassung als eine Depression, und Tante Shaw muss erst davon überzeugt werden, dass Margaret ab jetzt ihre eigenen Entscheidungen treffen will. Einzig ihr Verehrer Henry sieht sofort, dass der Aufenthalt am Meer Margaret sehr gutgetan hat. Er bemerkt die beeindruckende Ausstrahlung, die sie durch ihr neues Selbstbewusstsein gewonnen hat. Anscheinend ist er der Einzige aus ihrem Umfeld, der sie so sieht, wie sie ist.
 

Das Meer spielt noch weitere Rollen in "Norden und Süden". Es ist der Lebensraum, in dem Frederick arbeitet und das unglückliche Abenteuer mit dem herrschsüchtigen Captain Reid erlebt. Das Meer trennt Frederick nach seiner Flucht von der Familie. Seine Mutter hat Alpträume von einem stürmischen Meer, seit ihr Sohn seine Ausbildung auf einem Schiff begonnen hat. Hier tritt der Ozean trennend und bedrohlich in Erscheinung. Solange Margaret jedoch am Meer verweilt, ist es ihr Freund. Es stellt die Umgebung dar, in der sie zu sich selbst findet.